Haus L – Inden, Lamersdorf

Bauzeit: 2002 - 2003
Baufläche : ca. 400 m2
Auszeichnung: 2007 „ILS“ energetisch bestes Passivhaus NRW 2008 Energiesparhaus NRW 2009 „DENA“ Qualifikation zur Wettbewerbteilnahme auf Bundesebene Bundesbauministerium im Finale Exkursion Holzbau - Baukonstruktion / FH Aachen / Prof. Dipl. Ing. van Bunningen


Statik: Dipl. Ing. H. Kin Herzogenrath
Architekt: Dipl. Ing. Arch. Manfred Holzhüter, Aachen

Inden – Lamersdorf liegt etwa 5 km nordöstlich von Eschweiler, am Rande des Kohletagebaus Kinzweiler.

Das Ortsbild wird durch die Kleinteiligkeit der Dorfstruktur geprägt. Häuser mit Satteldächern an den Straßen sowie Schuppen und Remisen im rückwärtigen Bereich der Grundstücke prägen das Ortsbild.

In Sichtweite des Baugelände liegt im Südwesten die Kirche und Dorfmitte. Die landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft bietet den Rahmen zur zukünftigen Baustruktur.

Das Baugrundstück liegt abseits von der Durchgangsstraße (Mittelstraße), und bildet mit dem von Westen nach Osten fallenden Hang, eine interessante Topografie. Eine, die gesamte westliche Straßensituation prägende Scheune, befand sich auf dem zu beplanenden Grundstück.

Gewünscht war ein „Wohnhaus“ für drei Parteien mit unterschiedlichen Nutzungsansprüchen. Ein Haus mit entsprechenden Gemeinschafts- und Individualräumen. Zusätzlich sollte Platz für Gäste, zum Arbeiten und der Möglichkeit Raum gegeben werden, einer eventuell gewerblichen Nutzung. Die Organisation dieser verschiedenen Nutzungsansprüche sollte an ein energetisch hochwirksames Baukonzept gekoppelt sein. Die Idee, das edelste Material Holz hinsichtlich Konstruktion und Gestaltung zu verwenden, setzte sich bereits nach den ersten Entwurfsansätzen durch.

Maximaler passiver Energiegewinn und hohe Tageslichtausbeute waren das Ziel. Durch die Hanglage mit einem Höhenunterschied von ca. 2m in Ost- Westrichtung und der Längsausrichtung des Baukörpers wird ein günstiges    A / V Verhältnis erreicht. So entstand ein orthogonal zur Straße hin gerichteter Baukörper. Das giebelständige Haus wurde etwas von der Straße abgerückt, um zwischen der ursprünglich vorhandenen Schuppenmauer und Untergeschoss einen Raum zu schaffen. Das Gebäude wurde leicht (8 Grad) in die Nord-Südachse längsseitig gedreht.

Die klare, offene Grundrisskonzeption bietet den Bewohnern flexible Nutzungsmöglichkeiten. Südlich orientiert die Aufenthaltsräume, der Funktionsraum Bad und Erschließung im Norden. Im Untergeschoss befinden sich neben Technik, Lager, Garage und Kellerräumen, zwei Aufenthaltsräume zur freien Nutzung.

Das Untergeschoss ist in Massivbauweise aus Mauerwerk und Stahlbeton erstellt. Der Verlauf der alten Scheunenmauer wurde aufgenommen und bildet mit der nördlichen Kellerwand den Garagenraum. Alle tragende, massiven Außenwandflächen besitzen eine wärmegedämmte Vormauerschale aus Ziegeln der ehemaligen Scheune. Das Gebäude ist in Holzskelettbauweise errichtet. Die Fassaden sind als Pfosten-Riegelkonstruktion ausgebildet. Die Gefache sind mit Glas – bzw. Holzelemente gefüllt. Die verglasten Bereiche bestehen aus Festverglasungselementen (0,8 W/m2K, g-Wert 60%) und Holzfenstern mit Drei-Scheiben-Isolierglas. Das Tragsystem besteht aus heimischer Fichte und Tanne. Die Fassadenschalung aus heimischer Fichte, unbehandelter Lärche.

Die in ihrer Materialität belassenen Oberflächen finden sich ebenfalls im Inneren des Gebäudes wieder. Holzböden, sichtbare Holzkonstruktionen mit entsprechenden Verbindungsmitteln, verputze Leichtbauwände (Lehm oder Gips) sowie Ziegelsteine der ehemaligen Scheune als Bodenbelag in Küche und Bad. Die Aussenanlagen wie Mäuerchen, Wege und Plätze sind ebenfalls aus den alten Ziegeln gefügt. Das Dach ist mit Rautenziegeln belegt. Die gesamte Dämmung in Wand und Dach besteht aus Zellulosedämmung.

Das Gebäude hat eine Länge von 36 Meter. In einem Achsabstand von 3,60 m ist die Haupttragkonstruktionen sichtbar angeordnet. Das Grundraster beträgt 0,9 m im Quadrat. Anschlüsse bleiben sichtbar. Eine vorgehängte Pfosten-Riegelkonstruktion, zur Aufnahme der Fassadenelementen prägen das Erscheinungsbild des Baukörpers. Vorgestellte Holzstützen im südlichen Bereich, tragen die horizontal verschieblichen Verschattungselemente sowie einen Laufsteg.

Ziel der Planung ist ein dem Passivhausstandart entsprechendes Haustechnikkonzept zu verwirklichen.

Heizungstechnik:

Die Beheizung erfolgt über die Lüftungsanlage mit Erdwärmetauscher und einzelne Heizkörper in den Sanitärbereichen. Die Warmwasserbereitung erfolgt zentral, Zirkulationsverluste werden durch Tasterschaltung minimiert. Als Wärmequellen werden thermische Solarkollektoren mit einem Solarspeicher und ergänzend ein Holzpelletkessel eingesetzt.

Lüftungstechnik:

Für jede Wohneinheit wird eine Kompaktanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der Lüftungsanlage Vorwärmung im Sommer eine Vorkühlung der Außenluft bewirkt wird.

Entwässerung:

Das anfallende Regenwasser wird in einer Regenwassernutzungsanlage gesammelt, überschüssiges Regenwasser wird bodennah versickert. Das genutzte Gegenwasser ersetzt Trinkwasser für Toilettenspülung, Waschmaschinennutzung und Gartenbewässerung.

Stromverbrauch Haushaltsgeräte:

Zur Reduzierung der elektrischen Verbräuche sind folgende Massnahmen vorgesehen:

  • Warmwasseranschluss für Waschmaschine (mit Vorschaltgerät)
  • Anschluss Flüssiggas zum kochen
  • Trockenschränke statt elektrischer Trockner
  • Hocheffiziente Kühlgeräte
  • Energiesparende Beleuchtung in Kombination Verglasung bis UK Decke (hoher Tageslichtanteil)

Die Wohnungen haben eine Größe von ca. 127 m² bzw. ca. 64 m²

Ziel der Planung war, den Bauherren ein hohes Maß an zumutbarer Eigenleistung zu ermöglichen, um so Kosten zu reduzieren. Daraus leitet sich ab, dass leicht zu bearbeitende Holzwerkstoffe sowie die elementierte Vorfertigung den Bau dominieren.

Atmosphärische Lebensräume schaffen.

© Holzhüter 2016